Schärfere Umweltbestimmungen zwingen Europas Binnenschifffahrt dazu, die Motoren ihrer Flotte bis 2016 umzurüsten. Viele Reeder wollen das Ziel dadurch erreichen, dass sie die Dieselmotoren der Schiffe mit zusätzlichen Filtern versehen – eine teure Angelegenheit.
Der niederländische Reeder Gerald Deen nutzte den Neubau seines Schiffes „Argonon“ nun dazu, eine revolutionäre Lösung einzusetzen, zum ersten Mal in Europa: Der Motor der „Argonon“ kann mit einer ungewöhnlichen Mischung betrieben werden, einer Mischung, die die künftigen Abgasbestimmungen locker einhält und auch noch Kosten spart: 20 % Diesel, 80 % LNG. Deen: „Der neue Motor stößt 30 % weniger CO2 und 80 % weniger Stickoxide aus.“ Der augenfälligste Unterschied zu einem herkömmlich betriebenen Binnenschiff ist ein 40 qm fassender Gastank auf dem Deck der „Argonon“. Für die Konzeption der LNG-Versorgung auf dem Schiff war die niederländische Firma Cryonorm Projects verantwortlich, ein langjähriger Kunde von HEROSE. Direktor Hans Stuker: „Da die „Argonon“ als Chemietanker zwischen Rotterdam und Basel den Rhein befahren wird, sind die Sicherheitsanforderungen ganz besonders hoch.“ Erstmals musste ein elektrischer Antrieb für ein Ventil entwickelt werden, weil keine Druckluft zur Steuerung pneumatischer Antriebe vorhanden war. Mit einer neuartigen Kombination eines Schischek-Antriebes und HEROSE-Absperrarmaturen gelang dies – ausgetüftelt wurde die Variation in einem Dreierverbund, der aus dem Kunden, der Entwicklungsabteilung von HEROSE und Ron van de Weerd bestand, dem niederländischen Vertreter des Bad Oldesloer Armaturenherstellers. HEROSE sieht in diesem Antrieb ein großes Potenzial. Ob die „Argonon“ von Anfang an auf der gesamten Strecke zwischen Rotterdam und Basel den Gastank „anwerfen“ darf, ist noch offen. Reeder Deen: „Die europäischen Zulassungsbehörden tun sich schwer mit einer Entscheidung.“
Bisher darf er nur auf der niederländischen Seite des Rheins mit LNG fahren. HEROSE hat mit einem ähnlichen Problem auf anderer Seite zu kämpfen. Verkaufsleiter Volker Maaß: „Wir sind gerade in einem Zulassungsmarathon für Ventile, die auf Schiffen mit LNG-Antrieb auf der Ostsee fahren sollen. Denn dort gelten ab 2015 ähnliche Bestimmungen wie auf den europäischen Wasserstraßen.“ Grund für die Zurückhaltung: Die Zertifizierungsgesellschaften fürchten Sicherheitsprobleme, Sorgen, die nach Auffassung von Maaß völlig unnötig sind: „LNG ist sicher – und LNG ist der Treibstoff für morgen. Das gilt für Schiffe, Lastwagen und Busse.“ Der potenzielle Markt ist groß. Reeder Gerald Deen, der gleichzeitig 2. Vorsitzender des niederländischen Verbandes unabhängiger Tanktransport-Unternehmer ist, schätzt den Bedarf allein in den Niederlanden auf 50 umzurüstende Schiffe bis 2022 ein. „Alle stehen in den Startlöchern und warten nur noch auf die generelle Genehmigung.“
Foto: Carsten Wurr