In den vergangenen Jahren hat sich HEROSE zu einem Spezialisten für Tiefkaltventile im Bereich LNG (Liquified Natural Gas) entwickelt. Im Rahmen zunehmender Umweltauflagen für die Schifffahrt werden Neubauten immer öfter mit reinem LNG-Antrieb ausgestattet – ein wichtiger Markt für den Bad Oldesloer Armaturenhersteller. LNG nimmt zunehmend Fahrt auf: vier Beispiele für diese These.
AIDA: Die neuen Schiffe sind grün
AIDA Cruises setzt seine langjährige strategische Partnerschaft mit der Meyer Werft in Papenburg fort und hat im Juni den Auftrag für zwei weitere Neubauten der nächsten AIDA-Schiffsgeneration erteilt. Die Schiffe mit einem Volumen von über 180.000 Gigatonnen und einer Kapazität von jeweils mehr als 2500 Kabinen werden 2019 und 2020 die AIDA-Flotte verstärken. Als Vorreiter der Branche setzt AIDA Cruises ein Zeichen für den Umweltschutz: Mit dem Konzept „Green Cruising“ wird AIDA als weltweit erste Kreuzfahrtreederei ihre neue Schiffsgeneration zu 100 Prozent mit LNG betreiben. Dadurch werden die Emissionen von Rußpartikeln und Schwefeloxiden vollständig vermieden. Die zwei Schiffe, die AIDA zurzeit in Japan bauen lässt und die beide mit großen Verspätungen auf den Markt kommen (die AIDA Prima soll als Erste im Frühjahr 2016 in Dienst gestellt werden), verfügen bereits über einen Dual-Fuel-Motor, der während der Liegezeit in den Häfen mit LNG betrieben werden kann. Mit den Neubauten, die 2019 und 2020 von der Meyer Werft ausgeliefert werden, kann AIDA die ab 2020 geltenden, weiter verschärften Schadstoffgrenzwerte der International Maritime Organization (IMO) erfüllen, die einen maximalen Schwefelgehalt von 0,5 Prozent im Treibstoff erlauben.
Tallink-Fähre: HEROSE ist dabei
Anfang August haben auf der Meyer-Werft in Turku (Finnland) die Arbeiten für den Neubau einer Ostsee-Fähre begonnen. Das Schiff wird ausschließlich mit LNG betrieben und soll ab 2017 die Städte Helsinki und Tallinn miteinander verbinden. HEROSE liefert für den Neubau zahlreiche Ventile, die zwischen dem LNG-Tank und dem Motor zum Einsatz kommen. Es handelt sich ausschließlich um Edelstahl-Ventile, deren Antriebe aus Sicherheitsgründen mit einer besonderen Abschlussvorrichtung namens Alcatraz versehen sind. Die neue Fähre mit der Baunummer NB 1391 wird 212 Meter lang sein, 49.000 Gigatonnen messen, rund 2800 Passagiere fassen und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 27 Knoten die Ostsee überqueren. Janek Stalmeister, CEO der AS Tallink-Gruppe: „Mit dem neuen Schiff setzen wir Maßstäbe.“ Die EU unterstützt den Neubau wegen des LNG-Antriebs mit 4,8 Millionen Euro, die Gesamtkosten des Schiffes liegen bei 230 Millionen Euro. Um die Häfen Helsinki und Tallinn für LNG-Schiffe fit zu machen, werden weitere 100 Millionen Euro an Kosten veranschlagt.
Fjordline: Tankwagen ade
Morten Larsen, der technische Direktor der Fjord-Line, ist hellauf begeistert: Nach mehr als zwei Jahren Erfahrung mit den LNG-betriebenen Fähren MS Stavangerfjord und MS Bergensfjord zieht er eine äußerst positive Bilanz: „Die Rolls-Royce-Motoren liefen mit dem Gas ganz hervorragend, wir hatten keinen einzigen Ausfall. Und sind zudem stolz darauf, dass wir mehrere Preise für den Einsatz von LNG auf internationalen Routen bekommen haben.“ Für den Bau der beiden Schiffe, die zwischen Bergen (Norwegen) und Hirtshals (Dänemark) verkehren, lieferte HEROSE zahlreiche Sicherheits– und Absperrventile (vc berichtete).
Mussten die Schiffe in der Anfangszeit in Hirtshals wegen fehlender Infrastruktur noch per Lkw mit LNG betankt werden, hat sich das jetzt zum Besseren gewendet. Morten Larsen: „In Hirtshals wurde ein großer LNG-Tank samt Bunker installiert, der per Schiff beliefert wird. Und in Stavanger bekommen wir das Gas seit März über eine neu gebaute, 650 Meter lange Pipeline von einer benachbarten LNG-Fabrik.“ In Hirtshals ist Fjordline überdies an einem Joint Venture beteiligt, das in den nächsten Jahren den Bau der ersten LNG-Fabrik in Dänemark vorsieht und die per Pipeline direkt aus Gasfeldern in der Nordsee beliefert werden soll.
LNG Barge Hamburg: 2016 doppelt so viel Anläufe
Mitte August hat sie ihre erste Saison erfolgreich beendet: die LNG Barge von Becker Marine Systems, die im Hamburger Hafen die AIDA Sol während der Liegezeit mit Strom versorgte. Christian Becker zu vc: „Insgesamt haben wir zwölf Anläufe der AIDA Sol am Liegeplatz in der Hafencity West begleitet.“ Da in Kürze auch die AIDA Mar technisch so umgerüstet wird, dass sie den Strom der LNG Barge bei ihren Hafenaufenthalten in Hamburg einspeisen kann, erwartet Becker Marine Systems 2016 eine Verdoppelung der Nutzung. HEROSE war beim Bau der LNG Barge mit umfangreichen Lieferungen vertreten. Geschäftsführer Zschalich erinnert sich: „Der Auftrag war sehr anspruchsvoll. Es gab nicht nur diverse Besonderheiten bei der Herstellung zu berücksichtigen, hinzu kam ein enormer Termindruck.“ HEROSE lieferte 2014 Armaturen der Typen 01841, 01843, 01851 und 01853. Becker Marine Systems ist optimistisch, bald Aufträge für den Bau weiterer LNG Barges zu erhalten. Christian Becker, der zuständige Produktmanager, sagt: „Die Häfen von Rotterdam und Warnemünde zeigen sich sehr interessiert, aber auch bei nicht maritimen LNG-Projekten sind wir ernsthaft im Gespräch. Schließlich hat Becker Marine Systems bewiesen, dass wir mit LNG umgehen können.“
Foto Schiff: AS Tallink Grupp