Wernigerode, Hauptbahnhof, 14.40 Uhr. Fauchend setzt sich die Lok der Harzer Schmalspurbahnen in Bewegung. Gut 120 Tonnen Gewicht nehmen langsam Fahrt auf. Die Passagiere in den sechs Waggons freuen sich auf das Ziel der Fahrt: den Brocken, die mit 1141 Metern höchste Erhebung des Harzes.

 

 

Im engen Führerstand betätigt Lokführer Thomas Gaede, 33, vor einem Bahnübergang die Pfeife. Menschen winken der Brockenbahn zu, Heizer Sigurd Gumz, 40, schaut derweil aus seinem Seitenfenster angestrengt nach vorn – permanente Streckenkontrolle. Im Führerstand liegt ein feiner Kohlefilm über allem. Ein Arbeitsplatz für Männer.

Nach vier Stopps im Minutentakt nimmt die Lok nun Fahrt auf. Die Strecke führt mehr und mehr durch dichte Wälder, es geht bergauf. Tannenduft mischt sich in den Geruch nach Kohle, die Ausblicke werden immer spektakulärer. „Sigurd, musst noch ein paar Steine reinwerfen“! ruft Lokführer Gaede seinem Heizer zu – und öffnet im gleichen Moment die Feuertür des Kessels. Hitzeschwaden aus der tiefroten Glut dringen sofort in den Führerstand ein. „Im Sommer kann das bei uns schon mal 40 Grad heiß werden“, sagt Gaede. Gaedes Dampflokomotive aus der Baureihe 99.72 ist eine von rund 30 Loks, die die Harzer Schmalspurbahn GmbH (HSB) auf ihrem rund 140 Kilometer umfassenden Streckennetz einsetzen. Neben der Brockenbahn, der touristisch attraktivsten Strecke, sorgt die HSB im Raum Nordhausen für den öffentlichen Nah- und Güterverkehr. Hier kommen Diesellokomotiven zum Einsatz – und HEROSE ins Spiel. Manfred Kadner, Repräsentant von HEROSE u. a. für Norddeutschland: „Wir liefern der HSB seit Jahren Sicherheitsventile für die Bremsanlagen, in denen der Bremsdruck aufgebaut wird. Diese Ventile sitzen zwischen Kompressor und Druckbehälter und müssen alle zwei Jahre überprüft werden.“ Bernd Seiler, Abteilungsleiter Fahrzeugtechnik bei der HSB, ergänzt: „Diese Dieselloks, die noch in der DDR gebaut wurden, tragen den Spitznamen Harzkamel, weil sie in einem ganz eigenen Rhythmus schaukeln.“

Ventile von HEROSE kommen des Weiteren in den Bremsanlagen eines historischen Fahrzeugs der HSB zum Einsatz, dem Triebwagen T1. Bernd Seiler: „Dieses Fahrzeug wurde 1933 in der Waggonfabrik Dessau gebaut und nach dem Krieg zwischen 1947 und 1950 auf unserer Selketalbahn eingesetzt. Dann geriet der T1 in Vergessenheit, bis er 1990 aufgearbeitet wurde und seitdem für Sonderfahrten gebucht werden kann.“

Zurück auf die Lok aus der Baureihe 99.72. Heizer Sigurd Gumz hat mittlerweile mit geübtem Schwung „Steine“ nachgeworfen – Kohle. Zehn Schaufeln reichen für rund fünf Minuten. Dann muss der Kessel erneut gefüttert werden. „Mein Fitness-Studio“, sagt Gumz und grinst. Die Steigung der Strecke nimmt zu, die Lok wird langsamer. Der Tachometer zeigt nur noch 25 km/h an. Regler, Absperrventile, Strahlpumpe, Heizventil, Bläser – der Führerstand der Lok ist ein Traum für Nostalgiker. „Hier tut die Lok noch, was der Lokführer sagt“, lacht Gaede – auch wenn es für die beiden da vorn gute alte Knochenarbeit bedeutet. Die Anzeigen wollen ständig beachtet werden, dazu die Strecke und die Signale.

Nach 40 Minuten ist die Station „Drei Annen Hohne“ erreicht. Raus aus der Lok, Wasser nachfüllen. Fünf Kubikmeter sind es hier, zwei werden nachher noch einmal in Schierke genommen. Pause. Gaede und Gumz essen zwei Würstchen, die sie sich in Alufolie auf ihrem Kessel gebraten haben. Sie lieben ihre Arbeit, ihre Lok.

Weiter geht’s. Vorsichtig betätigt Thomas Gaede den Regler, sozusagen das Gaspedal der Lok. „Bei einem Kavaliersstart würde der letzte Waggon einen Satz von mehreren Metern machen“, sagt Gaede, „das lassen wir mal lieber.“ Es wird ruhig im Führerstand, so ruhig, wie es in einer Dampflok sein kann. Draussen zieht der Harz vorbei. Immer weiter geht der Blick in die Norddeutsche Tiefebene. Zeitweise verläuft die Schmalspurtrasse direkt neben dem Wanderweg, der ebenfalls auf den Brocken führt. Spaziergänger winken und fotografieren. Dann eine letzte Schleife – und der Zug hat den Gipfel des Brockens erreicht. Rund 15 Minuten können sich Lokführer und Heizer ausruhen – dann geht es zurück auf die 34 Kilometer lange Strecke, für die der Zug gut 1 1/2 Stunden braucht.

HEROSE-Armaturen im Einsatz

Foto oben: Daniel Kühne – Fotolia.com

Posted by HEROSE